Anliegen
Die LeerGut-Agent*innen setzen auf die aktiven Menschen als Motoren für eine nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum Thüringens. Sie wollen sie in ihrer Persönlichkeit und ihrem Engagement stärken, um das kulturelle und Gemeinschaftsleben in den Dörfern und Landstädten zu bereichern. Allein die bauliche Seite zu betrachten, genügt nicht.
Die LeerGut-Agent*innen rücken den Gebäudebestand und den Leerstand als wertvolle Ressourcen für die Regional- und Immobilienentwicklung in den Mittelpunkt. Hierin sind graue Energie, Ortsgeschichte und handwerkliche Baukultur gespeichert, wichtig für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Kulturlandschaft. Zwar ist die Planung aufwändiger, aber das Ergebnis nachhaltiger. Die aktuelle Praxis dagegen vermag Verfall und letztlichen Abriss nicht aufzuhalten und begünstigt den Neubau auf der grünen Wiese, selbst in einem schrumpfenden Land wie Thüringen.
Die LeerGut-Agent*innen zielen vor allem auf die „Phase 0“ in der Projektentwicklung. Es gilt den Baubestand zu analysieren, Ideen für leere Häuser und Brachen zu qualifizieren, die Machbarkeit und Alternativen zu prüfen, Nutzer*innen anzusprechen, Gruppen zu moderieren, sich in der Region zu vernetzen und Unterstützer*innen zu gewinnen. Diese Vorarbeit wird bisher nicht honoriert. Die meisten Förderprogramme setzen erst bei der Bauplanung und Sachinvestition ein.
Die LeerGut-Agent*innen fordern neue Instrumente und Verfahren im Umgang mit Leerstand. Die Aktivierung des Bestandes sollte Priorität vor Neubau haben und planerisch privilegiert werden. Wenn man leere Häuser und Brachen in regionalen Fonds bündelt und in Erbpacht vergibt, ermöglicht dies eine koordinierte Entwicklung und einen aktiven Umgang. Mit der Anhandgabe können Initiativen Zeit zur Projektentwicklung erhalten. Für historische Bestände sollte es Experimentierklauseln in der Bauordnung geben.
Die LeerGut-Agent*innen streben ein breites Netzwerk auf Augenhöhe an. Nachhaltige ländliche Entwicklung braucht die Kooperation zwischen einer starken Zivilgesellschaft, einem leistungsfähigen Staat und einer verantwortungsbewussten regionalen Wirtschaft. Indem Projektaktive, Planende, Expert*innen und Verantwortliche aus Verwaltungen untereinander den direkten Erfahrungsaustausch pflegen, können sie Innovation und Qualität erreichen und sichern.